Tour du Léman à l’aviron

24 . Jun. 2023

Wem der Titel des Berichts nichts sagt, es wird um die 160 km lange Regatta um den Genfer See gehen 😉

Am Donnerstag, den 21.09, saßen wir (Nora und Julian) gut gelaunt im Zug nach Karlsruhe. Dort wurden wir von Torben und Max im Auto auf dem Weg nach Genf eingesammelt, die schon in der Früh in Hamburg gestartet waren. Am Tag zuvor hatten die beiden bereits den Anhänger mit den freiwilligen Helfern Alina und Sabrina mit unserem Gig-Vierer Vierlande, diversem Zubehör sowie einer Menge Verpflegung beladen. Ab Appenweier wurde es im Auto dann kuschelig, weil unsere fünfte Mitruderin Lucie dazu stieg. Gegen Abend erreichten wir die SNG, den Club Société Nautique de Genève, stellten den Anhänger ab und fuhren in Richtung Bunker, unsere Herberge für die kommenden Nächte. „Bunker“ meint hierbei einen echten Schweizer Untergrundbunker, welcher im Ernstfall mehreren Hundert Menschen eine sichere Unterkunft bieten soll. Aufgrund einer überschaubaren Anfahrtsbeschreibung war das Finden des Bunkers eine erste Herausforderung. Der individuelle Geruch dieses Bunkers lieferte dann aber doch den entscheidenden Hinweis, dass wir die richtige Treppe gefunden haben. Die anschließende Übernachtung im Bunker war für uns eine einerseits beklemmende, aber andererseits auch interessante Erfahrung. Insbesondere das Schlafen in 3-lagigen Hochbetten, zu siebt nebeneinander und in zwei Reihen möchte man sich vollbesetzt kaum vorstellen.

Am folgenden Tag bereiteten wir unser Boot am Verein mit allen für die Regatta notwendigen Dingen vor. Dazu gehören das klassische Riggern, aber auch Dinge wie die Montage der Pumpe, die Unterbringung der Schwimmwesten und der Verpflegung sowie das Anbringen einer monströsen Startnummer inkl. Licht und Radarreflektor. Anschließend versammelten sich alle Mannschaften zu einer Begrüßung seitens des Veranstalters inklusive aktuellen Wetterberichten für den eigentlichen Renntag. In diesem Fall trifft es „Wetterberichte“ in der Tat, denn diese hätten unterschiedlicher kaum sein können. Während die einen sehr gutes Wetter für den gesamten Tag vorhersagten, postulierte ein anderer aufkommenden Gegenwind für den Nachmittag/Abend sowie Regen. Somit blieb offen, ob am kommenden Tag die normale oder nur eine gekürzte Strecke gerudert werden könnte. Bei dieser Begrüßung üblich ist die Ausgabe von Snacks und Häppchen für alle. Nachdem anfangs nur Snacks verteilt wurden und ein Großteil bereits gegangen war, tischte der Veranstalter nochmal richtig auf und verteilte an die wenigen Verbliebenen die Häppchen, die eigentlich für alle gedacht waren. Der Freitag endete somit unerwartet vollgegessen.

Unser Samstag begann früh morgens um 5:00. Nach einem Frühstück im Bunker begaben wir uns erneut zum Verein und führten einige letzte Vorbereitungen am Boot aus. Nachdem unser Boot vom Veranstalter überprüft wurde, stand direkt eine Horde von Kindern bereit, um das voll beladene Boot (natürlich noch ohne Mannschaft 😉) zum Wasser zu tragen. Jedes Boot hatte tags zuvor eine konkrete Zeit zugewiesen bekommen, wann es ins Wasser gebracht werden sollte. Wir durften als erste, sodass wir anschließend noch knapp eineinhalb Stunden bis zum eigentlichen Start hatten. Aus diesem Grund legten wir an einer nahegelegenen Kaikante wieder an und warteten die Zeit an Land ab. Nachdem jeder nochmal aufs Klo gegangen war (oder auch zwei Mal oder auch drei Mal) fuhren wir letztlich zum eigentlichen Regattastart. Pünktlich um 8:00 ertönte die Starthupe und für alle 18 Boote startete die Tour du Léman à l’aviron 2023. Bei der Umrundung der ersten Boje war es noch sehr voll, sodass dort die Devise galt, auf das Material zu achten, welches noch 160 km durchhalten sollte. Bei der folgenden Geraden begann das Feld sich auseinanderzuziehen und alle Boote fuhren wie eine Perlenkette am Ufer entlang. Alle 30 Minuten wechselten wir den Steuermann, sodass jeder zwei Stunden ruderte und dann eine halbe Stunde steuerte. Während des Steuerns war Zeit, um zu Essen und sich zu erleichtern. Nebenher war aber auch die Navigation wichtig und eine sinnvolle Ausrichtung des Boots zu den Wellen. Navigiert wurde dabei von Boje zu Boje, welche rund um den See verteilt waren, sodass jedes Boot eine ähnliche Strecke fährt und insbesondere nicht quer über den See abkürzt. Die nächsten drei Boote vor uns konnte man gut erkennen, sodass das Navigieren sehr vereinfacht wurde: Die Mitte der Boote wird wohl ein sehr effektiver Weg zur nächsten, noch nicht sichtbaren Boje sein. Der weitere Verlauf des Rennens wurde zunehmend Routine: Rudern, Steuern, nach der nächsten Boje suchen, Essen, Quatschen. Nach etwa 45 km legten wir einen Pinkelstopp bei einem Strandbad ein, was auf nicht allzu viel Gegenliebe stieß, aber für uns notwendig war. Kurz darauf wurde uns von unserem Begleitboot (jedes Ruderboot wird bei dieser Regatta begleitet, um eine erhöhte Sicherheit zu gewährleisten) auf Französisch zugerufen, dass die Strecke aufgrund des Wetters verkürzt wird. Zum Glück konnten uns Lucie (sie kommt aus Frankreich) und Torben die Ansage übersetzen. Das Resultat war, dass nach ca. 70 km bei Rivaz umgedreht werden musste, wodurch die Strecke auf „nur“ 140 km verkürzt wurde. Wir nahmen die Entscheidung hin, obwohl bis dahin über dem See tadelloses Wetter herrschte. Rundherum und vor allem über Genf konnte man jedoch schon bedrohliche Wolken aufziehen sehen und die Entscheidung wirkte nachvollziehbar. Fünf Kilometer vor der Wendestelle kam uns das erste Boot entgegen, welches einen enormen Abstand zum zweiten Boot aufgebaut hatte. Fünf weitere Boote begegneten uns bis zur Wendeboje – dann stand auch für uns der Rückweg an. Bei der Wende verließ uns unser Begleitboot und kehrte bis zum Ziel aus uns unbekannten Gründen nicht mehr zurück. Auf der Rücktour begegneten wir den restlichen Booten, was uns enorm anspornte. Die meisten von uns kamen nun aus ihren mentalen Tiefpunkten heraus – zum einen, weil nun die zweite Hälfte eingeläutet war und zum anderen, weil nun unser Stand zu den anderen Booten bekannt war. 55 km vor Ende frischte nun der Wind auf, die Wellen wurden höher und es begann zu regnen. Glücklicherweise hielt dieses Wetter nur eine halbe Stunde an, es klarte wieder auf und das Wasser beruhigte sich wieder. Nach dieser kurzen Verunsicherung blieb das Wetter auf unserer Seite des Sees entspannt, sodass sich teilweise im Wasser gespiegelt werden konnte. Die Ansage aus unserem Begleitboot war gewesen, an allen Bojen des Hinwegs auch auf dem Rückweg vorbeizurudern. Dies versuchten wir strikt zu befolgen – allerdings waren die meisten Bojen schon wieder abgebaut, sodass wir häufig vergeblich suchten. Nichtdestotrotz befanden wir uns auf dem Rückweg und die Motivation stieg stetig, da das Ende immer näher rückte. Die letzten 15 km im Dunkeln liefen dann nochmal richtig gut, obwohl von allen die Hände, Hintern und Rücken schmerzten. Nach dem letzten Umweg um eine nicht vorhandene Boje erblickten wir die Zielscheinwerfer und erreichten das erlösende Ziel – nach 12:30:35 auf Rang 7. Beim Raustragen des Bootes wurde wieder kräftig von Vereinsmitgliedern angefasst und dann wartete nur noch eine Dusche, Massage sowie eine große Portion Nudeln auf uns. Mit äußerst steifen Gelenken begaben wir uns auf den Rückweg zum Bunker, um dort eine sehr erschöpfte, letzte Nacht zu verbringen.

Der Sonntag begann wie erwartet mit schmerzenden Gliedern in dem stickigen Bunker und schnell war klar, dass wir draußen in der Sonne frühstücken wollen würden. Am Verein saßen wir im schönsten Sonnenschein beim Frühstück und freuten uns riesig über diese Entscheidung, während die meisten anderen Teilnehmer im noch dunklen (zwischenzeitlich hatten mehrere Induktionskocher die Sicherungen ausgelöst) Bunker saßen. Danach wurde der Hänger geladen und eine Siegerehrung folgte. Dabei gebührt der ersten Mannschaft gehöriger Respekt, welche mit 10:43:05 über eine halbe Stunde vor dem zweiten Boot gewonnen hat. Als krönenden Abschluss gab es ein gesponsortes 4-Gänge-Menü in dem zugehörigen Restaurant, um die Energiereserven wenigstens teilweise wieder aufzufüllen. Direkt nach dem Essen ging es mit Auto und Anhänger zurück nach Deutschland. Nachdem Lucie, Nora und Julian erneut auf dem Weg abgeworfen wurden, kamen Max und Torben aufgrund des guten Essens und einigen Staus in der Schweiz erst gegen 4:00 morgens beim Ruderclub Süderelbe in Hamburg an.

Wir bedanken uns bei Alina, Max, Sabrina und Torben für das Auf- und Abladen des Anhängers in Hamburg! Ein besonderer Dank gebührt Torben für die Organisation der gesamten Fahrt! Darüber hinaus sind wir für die unkomplizierte Bereitstellung des gesamten Bootsmaterials vom Ruderclub Süderelbe dankbar!

 

Geschrieben von Nora und Julian
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